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History at the RUB

Current dates & terms (13.10 - 25.10.2024)

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14.10.
Kolloquium
Ewald Grothe (Gummersbach)

German title:
Die Grundrechtsdebatte in der Frankfurter Paulskirche

17.10.
Vortragsreihe
Dirk Urbach (RUB)

German title:
Lehrpläne zwischen historischer Forschung, politischer Bildung und nationaler Meistererzählung

21.10.
Kolloquium
Tatsushi Fujihara (Kyoto)

History of Food and Power in Japan and Germany in the 1940s

23.10.
Kolloquium
24.10.
Vortragsreihe
Theresa Hiller (LWL)

German title:
Bochum, Brilon, Billerbeck - Potenziale der Regionalgeschichte für den Geschichtsunterricht am Beispiel von EDU_Westfalen



Obituary for Bernd Faulenbach (1943-2024)

German only

Faulenbach, Bernd

Mit großer Erschütterung und Bewegung haben die Kolleginnen und Kollegen am Historischen Institut der Ruhr-Universität Bochum auf die Nachricht reagiert, dass Bernd Faulenbach am 15. Juni 2024 verstorben ist. Er hatte sich zuvor sehr zurückgehalten, von seiner langen, schweren Erkrankung zu sprechen, und stattdessen seine Kräfte bis zuletzt seinen vielfältigen wissenschaftlichen und öffentlichen Aktivitäten gewidmet. Mit Bernd Faulenbach ist nicht nur ein außerordentlich geschätzter Kollege von uns gegangen, sondern endet in gewisser Weise auch eine Epoche an unserem Institut: Er war unter uns der letzte Angehörige einer Historikergeneration, die noch im Zweiten Weltkrieg geboren wurde – als er am 3. November 1943 im pommerschen Pyritz zur Welt kam, tobte gerade die Schlacht um Kiew und im Vernichtungslager Majdanek wurden die letzten überlebenden polnischen Juden ermordet – und diese Geschichte hat auch ihn und seine Arbeit geprägt. Typisch für diese Generation waren aber auch Bernd Faulenbachs Kommunikationsformen: Seine ausgiebigen Telefonanrufe im Vorfeld von Gremiensitzungen und Entscheidungen aller Art waren legendär.

Mit Bernd Faulenbach verliert das Historische Institut nicht nur einen hochgeschätzten Kollegen und Hochschullehrer, sondern auch ein wichtiges Stück seines institutionellen Gedächtnisses. Bereits 1977 wurde er dort mit einer Dissertation über Die deutsche Geschichte in der Historiographie zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus promoviert, bevor er dann nach einer Zwischenstation an der Fachhochschule Dortmund als Wissenschaftlicher Assistent am Historischen Institut der Ruhr-Universität arbeitete und seither kontinuierlich dort lehrte und zahlreiche Publikationen hervorbrachte. 1993 ernannte ihn die Ruhr-Universität schließlich auch zum Honorarprofessor.

Bei einer bald ins Ausgelassene umschlagenden Festveranstaltung anlässlich des 80. Geburtstags von Bernd Faulenbach vor wenigen Monaten war seine überbordende Schaffenskraft, bei der er vor allem wissenschaftliche Forschung und Erinnerungskultur verknüpfte, ein Leitmotiv. So war er nicht nur ein sehr beliebter und erfolgreicher Hochschullehrer, der an unserem Institut vor allem zur Geschichte der Arbeiterbewegung und der Sozialdemokratie des 19. und 20. Jahrhunderts, der Geschichte der Bundesrepublik, der DDR und des wiedervereinigten Deutschlands lehrte. Vielmehr war er ein außerordentlich umtriebiger Netzwerker der Erinnerungskultur, der die Rollen des Public Historian und des eng der Sozialdemokratie verbundenen Public Intellectual brillant vereinigte. Stand dabei zunächst vor allem der Umgang der Bundesrepublik mit der NS-Vergangenheit im Zentrum seiner Tätigkeit, erweiterte sich dies nach dem Ende der deutschen Teilung: Nun prägte er maßgeblich die Debatte um den Umgang mit der doppelten Diktaturvergangenheit Deutschlands – der nationalsozialistischen Diktatur und der SED-Diktatur. Dabei gelang ihm sogar ein außerhalb der Naturwissenschaften außerordentlich seltenes Kunststück, nämlich eine eigene, nach ihm benannte Formel zu prägen, wonach die „NS-Verbrechen […] durch die Auseinandersetzung mit den Verbrechen des Stalinismus nicht relativiert werden“ und umgekehrt die „stalinistischen Verbrechen […] durch den Hinweis auf die NS-Verbrechen nicht bagatellisiert werden“ dürften.

Dass Menschen, die ins neunte Lebensjahrzehnt eingetreten sind, nicht nur eine schmerzliche Lücke in Beziehungen und Freundschaften, sondern auch in laufende Arbeitszusammenhänge schlagen, ist vermutlich eher die Ausnahme. Bernd Faulenbach war bis zum letzten Tag treibende Kraft auf vielen Tätigkeitsfeldern und widmete sich buchstäblich bis zuletzt auch den Studierenden der Ruhr-Universität Bochum. Am größten ist aber die Lücke, die er als Mensch hinterlässt, der mit seiner Neugierde, Diskussionslust und Warmherzigkeit uns allen sehr nahe stand. Wir vermissen ihn sehr und wir werden ihn nicht vergessen.

Prof. Dr. Constantin Goschler


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